Wirtschaftsdemokratie – eine persönliche Meinung
Untertitel:
Welche Grenzen und Chancen ich für eine
Wirtschaftsdemokratie sehe
Ein Artikel von Mag. Markus Gartner
Ich werde nun in aller Kürze eine persönliche Meinung zur
Wirtschaftsdemokratie in essayistischer Art und Weise schreiben.
Zunächst scheint es mir hierbei wichtig zu sein, dass ich die
Grundlagen meiner Gesellschaftstheorie beschreibe und dann über
Wirtschaftsdemokratie nachdenke.
Grundlegend für eine
moderne Gesellschaft ist für mich der Diskurs. Unter Diskurs
verstehe ich einen gesellschaftlichen, verbalen Prozess, der
idealtypisch zu einem Konsens über gesellschaftliche Fragen führt.
Es gibt dabei meines Erachtens sowohl geistige als auch materielle
Voraussetzungen des Diskurses.
Zu den geistigen Voraussetzungen
gehören für mich die Freiheit der Meinung und der Rede, die soziale
und politische Gleichheit und ein solidarisches und tolerantes
Verständnis von Gesellschaft.
Zu den materiellen
Voraussetzungen gehören für mich genügend Essen, Trinken und
Wohnraum für die Menschen. Sowohl die geistigen als auch die
materiellen Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit Diskurse in
der Gesellschaft funktionieren.
Zur Durchsetzung von
diesen Voraussetzungen können in Rahmen von Diskursen Subsysteme der
Gesellschaft geschaffen werden, in denen einzelne Diskursregeln außer
Kraft gesetzt werden. Aufgrund der Kürze dieses Artikels will ich
auf diese Diskursregeln nicht eingehen. Eine wichtige Diskursregel,
die zum Verständnis des Folgenden mir notwendig erscheint, ist, dass
Diskurse solange geführt werden müssen, bis ein Konsens erzielt
wird.
Es braucht aber oft Regeln für gesellschaftsnotwendige
Materien, bei denen nicht auf die Konsensfindung gewartet werden
kann. Dafür wird das Subsystem „Politik“ geschaffen, das nach
den Regeln der Demokratie funktioniert.
In demokratischen
Entscheidungsfindungen genügen im Unterschied zu diskursiven
Entscheidungsfindungen Mehrheitsbeschlüsse, die auf Kompromissen
zwischen einzelnen Gruppen und Individuen beruhen – ein Konsens ist
hierbei nicht notwendig. Güter und Dienstleistungen, die regelmäßig
von den einzelnen Menschen benötigt werden, können auch von der in
Diskursen notwendigen Konsensfindung ausgenommen werden, da sie die
Menschen meist dringend benötigen und so nicht immer auf die
Konsensfindung gewartet werden kann. Außerdem handelt es sich dabei
oft um individuelle Fragen, die einen gesellschaftlichen Diskurs
eigentlich gar nicht bedürfen.
Zur Herausnehmung von Gütern und Dienstleistungen aus der
Konsensfindung wird das Subsystem „Wirtschaft“ geschaffen. Dieses
funktioniert nach den Regeln des Marktes – vereinfacht gesagt also
nach den Regeln von „Angebot“ und „Nachfrage“. Für die
Bewertung von Gütern und Dienstleistungen und die Erstellung von
Budgets der öffentlichen Hand benötigt man eine allgemeingültige
Messeinheit.
Diese Messeinheit nennt man Geld. Das
dahinter stehende Subsystem nennt man „Finanz- und Geldwesen“. Da
es für alle anderen Subsysteme eine Werteinheit entwickelt, ist es
sehr kompliziert die Regeln für dieses Subsystem festzulegen. Ich
werde dies daher auch jetzt nicht tun.
Ich möchte nur
festhalten, dass dieses Subsystem weder zu 100% nach den Regeln der
Politik noch zu 100% nach den Regeln der Wirtschaft funktionieren
kann.
Aufgrund des bis jetzt Geschriebenen werde ich kurz
meine Meinung zu einer Wirtschaftsdemokratie kundtun. Für mich sind
demokratische Elemente in der Wirtschaft nur zulässig, solange nicht
die Regeln des Marktes außer Kraft gesetzt werden, da der Markt am
Besten auf individuelle Bedürfnisse reagieren kann. Unter dieser
Voraussetzung würde ich demokratische Elemente in der Wirtschaft
sogar begrüßen, da ich der Meinung bin, dass so der Einzelne im
Betrieb auch in der Organisation mitreden kann und so auch im Alltag
die Möglichkeit zur Diskussion und teilweise sogar zum Diskurs
besteht.
So können Diskussionen und Diskurse im Alltag
eingeübt werden.
Ich bin der Meinung, dass die
ArbeitnehmerInnen in den Betrieben mindestens genauso viel Macht
haben sollten wie die ArbeitgeberInnen, da sie die Mehrheit sind und
daher folglich besser wissen was am Markt benötigt wird. Demokratie
halte ich daher in den einzelnen Betrieben für sinnvoll.
In
der gesamten Wirtschaft würde sie aber meiner Meinung nach die
Prinzipien des Marktes außer Kraft setzen, da sie im Unterschied zum
Markt in erster Linie auf Kompromissen und Mehrheitsentscheidungen
beruht. Schließlich bin ich der Meinung, dass die Wirtschaft eines
von vielen gleichberechtigten Subsystemen der Gesellschaft ist und
daher nicht dominant sein soll.
Es ist letztlich eine
diskursive Gesellschaft und keine Marktgesellschaft anzustreben.